Eigentlich wollte ich heute um 8:00 Uhr das allererste Boot vom Anleger Fusina nach Venedig nehmen, deshalb hatte ich meinen Wecker auf 6:30 Uhr gestellt. Das war offenbar wohl doch etwas zu früh, denn ich habe tatsächlich verschlafen und wurde erst um kurz nach 7:00 Uhr wach! Blieb also nur die Fähre um 10:00 Uhr. Normalerweise gegen die Boote in geringeren Abständen, aber wegen der Corona-Krise hatte man die Anzahl der Verbindungen drastisch zusammengestrichen; gleiches gilt für die abendlichen Rückfahrten!

Sollte mir recht sein, ich hatte alle Zeit der Welt! Also ging ich erst einmal duschen, frühstückte danach gemütlich und hatte vor dem Abmarsch zum Anleger, der nur ein paar Minuten zum Fuß entfernt ist, sogar noch die Gelegenheit, einige Aufnahmen mit der Drohne zu machen.

Als ich am Anleger eintraf, hatte ich noch ca. 30 Minuten Zeit. Ich machte einige Fotos und unterhielt mich wieder mit meinen Wohnmobilnachbarn aus Recklinghausen, die ebenfalls mit dieser Fähre übersetzen wollten.

Etwas verspätet traf sie ein; inzwischen waren schon so einige Fahrgäste erschienen. Ein Mann sprang aus dem Boot, runzelte besorgt die Stirn und zählte kurz durch, um dann lakonisch festzustellen: „Boat too small! I be back!“ Sprach’s, hüpfte wieder ins Boot und fuhr davon! Täuschte ich mich, oder klang da gerade ein bisschen Arnold Schwarzenegger mit…?

Es dauerte nun eine weitere Viertelstunde, bis endlich ein anderes Exemplar kam! Das war nun wieder viel zu groß, aber daran störte natürlich niemand! Auf dem Schiff musste ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, auch wenn man sich ja eigentlich mehr oder weniger draußen befand…

Gegen 10:30 legten wir endlich ab. Das Wetter war auch heute wieder perfekt, und so ergaben sich bereits während der Fahrt viele Gelegenheiten für (hoffentlich) schöne Fotos.

Nach knapp 30 Minuten stieg ich am Fondamenta Zattere (siehe Foto) aus. Gleich daneben befindet sich die imposante, aus dem 18. Jahrhundert stammende Dominikanerkirche Santa Maria del Rosario.

Die Recklinghausener fragten mich nach dem kürzesten Weg zum Markusplatz. Ich erklärte es ihnen, selbst habe ich aber einen anderen Weg eingeschlagen. Als ich 2010 ein paar Tage in Venedig war, hatte ich die östlichste Spitze des Stadtteils Dorsoduro besucht, Punta della Salute genannt. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf San Marco, den Markusturm, den Dogenpalast und auf die Einfahrt zum Canal Grande. Seitdem zieht es mich immer wieder dorthin, wenn ich in der Stadt bin, jetzt schon das vierte Mal!

Auch dieses Gebäude, das Monaco Grand Canal, werde ich vermutlich nicht zum letzten Mal fotografiert haben: In diesem Hotel, das mir sehr gut gefiel, hatte ich 2010 gewohnt.

Die 1687 geweihte Kirche Santa Maria della Salute wurde zum Dank für das Ende einer Pestepidemie erbaut, die ab 1630 in der Stadt 46.000 Todesopfer (etwa ein Drittel der gesamten Bevölkerung!) gefordert hatte.

Dies ist für mich immer ein klassisches Fotomotiv: Typisch venezianische Gebäudefassaden, Kanäle und natürlich die mit blauen Planen abgedeckten, berühmten Gondeln! Muss ich immer wieder fotografieren, kann nichts dafür, sorry… 😉

Der Palazzo Franchetti aus dem 16. Jahrhundert wurde im 19. Jahrhundert neugotisch umgebaut und ist ein ganz besonderer Hingucker, finde ich; so, wie viele andere Palazzi natürlich auch…

Die hübsche Holzbrücke Ponte dell’Accademia, eine von vier Brücken über den Canal Grande, führt in den Sestiere (so werden die sechs historischen Stadtteile Venedigs bezeichnet) San Marco und damit in Richtung Markusplatz.

Der Anblick des riesigen Markusplatzes und des Markusdoms mit seinem freistehenden Campanile war, wie immer, ganz besonders beeindruckend für mich; dies ist wirklich ein besonderer Ort! Aber die Auswirkungen der Corona-Pandemie wurden gerade hier ganz besonders deutlich: So wenige Menschen habe ich noch niemals auf diesem Platz gesehen, vielleicht abgesehen von dem bereits erwähnten Besuch vor 10 Jahren, als ich mich bereits frühmorgens hier aufhielt! Am berühmten Caffè Florian spielte zwar immer noch eine Kapelle, mit nur zwei Personen (statt sonst vier oder fünf) war das aber wohl eher eine Art „Notbesetzung“.

Wie schon 2018, so erstrahlte der Dom auch dieses Mal wieder in vollem Glanz und vor allem ohne hässliche Baugerüste!

Der Dogenpalast (italienisch: Palazzo Ducale) ist immer wieder schön anzuschauen und ein tolles Fotomotiv! Leider hab’ ich es bis heute noch nicht geschafft, ihn ‘mal von innen zu besichtigen, das gilt auch für den Markusdom! Bisher haben mich immer die „ewig“ langen Warteschlangen davon abgehalten. Die waren jetzt zwar auch vorhanden, aber recht kurz. Trotzdem habe ich auch heute auf einen Besuch verzichtet, denn der Dom selbst war leider geschlossen, nur das Museum hatte geöffnet. Auf dem Turm war ich auch bereits, und außerdem muss man sich doch immer wieder mindestens einen Grund bewahren, noch ’mal wiederkommen zu müssen, gelle…? 😉

Wie weiter oben schon erwähnt, die hübschen schwarz-blauen Gondeln haben’s mir irgendwie angetan… 😉

Im Hintergrund steht auf der gegenüber liegenden Insel San Giorgio Maggiore die gleichnamige Kirche und das dazu gehörende Kloster.

Die so genannte Seufzerbrücke (italienisch Ponte dei Sospiri), über die früher Gefangene auf dem Weg zur Haft oder zur Exekution geführt wurden, präsentierte sich glücklicherweise immer noch ohne hässliche Reklame. Bei meinem Besuch 2010 war sie komplett mit Werbeplakaten einer japanischen Automarke „zugekleistert“; grauenhaft sowas!

Von der Promenade aus hat man ebenfalls einen superschönen Blick auf die bereits gezeigte Kirche Santa Maria della Salute. Die kleine Landspitze, von der ich weiter oben berichtet habe, ist auf diesem Foto auch zu sehen, allerdings etwas schwer auszumachen. Sie befindet sich in der unteren Bildmitte am Fuß desjenigen Gebäudes mit der grünlichen Kugel auf seinem Turm.

Mein weiterer Weg führte mich nun nach Osten, über die breite Promenade, an der Bootshaltestelle San Zaccaria vorbei…

…und weiter bis zum Beginn der Via Garibaldi. Hierher zieht es mich auch immer wieder, denn ab hier gibt es noch sehr viel vom ursprünglichen Venedig zu entdecken. Hier ticken die Uhren langsamer, und hier hatte ich heute tatsächlich das starke Gefühl, wirklich der einzige Tourist zu sein!

Ich suchte mir aber zunächst ein nettes Straßencafé mit herrlichem Blick auf die Lagune aus. Meine Wahl fiel auf eine Pizza Tirolese, mit Tiroler Schinken, Camembert und Pilzen belegt. So etwas erinnert mich eigentlich eher an ein „amtliches“ norddeutsches Schinkenbrot, aber ich muss sagen, es hat mir ganz hervorragend geschmeckt. Eine für mich völlig neue Pizza-Erfahrung, sozusagen… 😉

Nach der erholsamen Mittagspause, während der ich sogar ein großes und ein kleines Bier bestellte, ging es auf unzähligen Gässchen und über doppelt so viele kleinere Brücken schließlich noch zur bekannten Rialto-Brücke, die ich bei meinem Besuch 2016 ja leider wegen ihrer Restaurierung vollständig verhüllt vorgefunden hatte!

Hier schaute ich mich auch in Ruhe um, sah mir die vielen kleinen Läden auf(!) und unterhalb der Brücke an und machte natürlich wieder viele Fotos vom Canal Grande selbst, in beiden Richtungen.

Unterwegs gönnte ich mir noch ein Eis und etwas später einen kleinen Orangensaft (für stolze 6,- EUR!), dann ging es so langsam wieder in Richtung Markusplatz. Auf dem Rückweg zum Bootsanleger Zattere passierte ich wieder die Holzbrücke Ponte dell’Accademia. Der Blick auf die Kirche Santa Maria della Salute von hier oben aus ist für mich einer der schönsten in ganz Venedig!

Als ich wieder am Anleger Zattere eintraf, von dem aus die Fähre zurück nach Fusina und zum Campingplatz geht, hatte ich bis zur Abfahrt noch jede Menge Zeit. Ich suchte einen kleinen, schattigen Campo (Platz) in der Nähe auf und setzte mich auf eine Bank; meine Füße machten sich nun doch protestierend bemerkbar nach der ewig langen Lauferei! Schließlich legte ich mich sogar lang hin, den Kopf auf meiner Fototasche, und schlief, gegen meinen Willen, kurz darauf sogar ein. Das ist mir schon sehr lange nicht passiert… 😉

Später traf ich wieder auf die beiden Recklinghausener, die ja ebenfalls mit der Fähre wieder zurückfahren wollten. Wir unterhielten uns über das, was wir heute alles gesehen hatten, und gingen dann, als es Zeit wurde, zum Anleger. Die Fähre traf dieses Mal sehr pünktlich ein; sie war erstaunlicherweise weder zu klein noch zu groß für die Anzahl der wartenden Passagiere… 😉

Kurz nachdem ich wieder am Wohnmobil war, zog sich der Himmel rasch zu, und dunkle Wolken zogen vorüber. Später wurde es richtig windig und es gab, wie ja schon gestern, heftige Schauer und sogar ein Gewitter! Da hatte ich wieder einmal sehr viel Glück mit dem Wetter gehabt! Am Abend hatte ich noch einen Video-Chat mit Gitta und Jimmy; auch Pia, die Nachbarstochter, war dabei. Wir sprachen recht lange über dies und das, sodass ich danach sogar ohne Abendessen schlafen ging. Hunger hatte ich sowieso nicht, die Schinken-Pizza, das Bier und das Eis hielten anscheinend noch ’ne Weile vor… 😉

8 thoughts on “Venedig forever!”

  1. Hallo Wolfgang,
    von 7:00 Uhr bis 8:00 Uhr hättest du ja eine Stunde Zeit gehabt um das Schiff zu erreichen. Erst recht wen der Ableger nur ein paar Meter weit weg war, aber warum den Tag nicht entspannt angehen. Ich mußte gleich mal lachen … wegen Terminator. Wie schön muss es sein diese tolle Stadt bei so einem herrlichen Wetter und sooo wenig Besuchern erfahren zu können !? Es hört sich ja nicht gut an, aber Corona sei Dank … zumindestens was dies angeht. Die Fotos sind mega !

  2. So wunderschöne Bilder. Ob ich in diesem Leben Venedig nochmal schaffe? Wir waren ja öfters da in meiner Kindheit, aber das Einzige an was ich mich erinnern kann, war, dass ich auf dem Markusplatz mit dem Dirigent einer Konzertgruppe geflirtet habe und er mich auf den Arm nahm. 🙂 Ich war da ca. 4 Jahre oder so. Im Erwachsenenalter war ich auch noch mal da….total verliebt mit meinem damaligen Freund. Aber wir hatten echt schlechtes Wetter, die Gondelfahrt war noch im Trockenen, danach regnete es ziemlich. An diesen Ausflug kann ich mich kaum noch erinnern und es gibt wenige Fotos.

      1. Das muss alles warten. Mit Hund ist so ein Urlaub nicht machbar. Und mit einer älteren Hundedame sind schon die 6 h Fahrt nach Dahme schwierig. Vom Autoliebhaber zum Autohasser ist sie mutiert, die Fellnase. Keine Ahnung wieso. Und Hitze ist auch nix mehr für sie. Deswegen nehmen wir da die letzten gemeinsamen Jahre lieber Rücksicht auf sie. Danach schauen wir weiter, welche Reisen nachgeholt werden. 🙂

  3. Ein wunderbarer Besuch. Ja, Deinen Lieblingsort kenne ich, da standen wir auch schon (vor Corona) und waren über die vorbeifahrenden Riesenschiffe erschrocken. Übrigens: wenn Du es dann doch irgendwann mal in den Dogenpalast schaffst, darfst Du Dich in die Lage der Gefangenen hineinversetzen und aus dem Gerichtssaal heraus über die Seufzerbrücke ins Gefängnis gehen. Das ist schon bedrückend.

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