Heute stand ein reiner Fahrtag auf dem Programm, daher fällt dieser Tagesbericht relativ kurz aus! Auf meiner voraussichtlich letzten Etappe auf dem italienischen Festland ging es darum, von der Adria im Osten und vom südlichsten Punkt Apuliens bis zum Tyrrhenischen Meer im Westen zu gelangen, dem Teil des Mittelmeers also, der zwischen dem „Stiefel“ Italiens und den drei Inseln Korsika, Sardinien und Sizilien liegt. Man könnte auch sagen, von der „Ferse“ bis zum „Spann“…

Die Nacht war sehr ruhig, aber natürlich wieder viel zu heiß; einmal mehr wachte ich ziemlich verschwitzt auf und ging sofort zum Duschen. Ich stellte fest, dass sich inzwischen ein weiteres Wohnmobil auf diesen Platz „verirrt“ hatte; mit meiner „Hannelore“ waren wir nun schon zu zweit! Wird Zeit, diesen Stellplatz zu verlassen, bevor er noch aus allen Nähten platzt, dachte ich bei mir… 😉

Eigentlich hatte ich gehofft, schon heute bis zum Fährhafen Villa San Giovanni zu kommen und dort zu übernachten, um morgen früh dann gleich eine der ersten Fähren nehmen zu können. Ich merkte allerdings ziemlich schnell, dass das wohl kaum klappen würde. Die 560 km könnte man theoretisch noch an einem Tag schaffen, allerdings nicht, wenn man fast ausschließlich auf oft schlechten Landstraßen fahren muss. Dort waren zudem fast immer 50 km/h als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben. Meine Route führte, an einigen größeren Städten wie Gallipoli und Tarent vorbei, auch durch unzählige kleinere Orte und noch mehr Kreisverkehre.

Meine Mittagspause verbrachte ich auf einem Parkplatz neben einer Tankstelle. Ich holte mir riesiges Stück Salami-Pizza, kalt und zusätzlich noch mit Peperoni und Mozzarella belegt; das war sehr lecker, aber „rattenscharf“! Nach einem ten-minute-power-nap ging es dann auch schon weiter.

Die Fahrt durch die Berge zwischen dem Golf von Tarent und der Westküste war wunderschön. Trotzdem wurde ich irgendwann am Nachmittag doch recht müde, und es wurde Zeit, mich um einen Übernachtungsplatz in der Nähe zu kümmern. Ich hielt also an, zog meine diversen Apps zu rate und fand einen passenden Stellplatz, bereits an der Westküste gelegen, aber noch etwa 50 km weit entfernt.

Diese Wahl erwies sich leider als Flop, und das gleich in zweierlei Hinsicht! Kurz vor dem Ziel sollte ich eine extrem schmale Bahnunterführung passieren; ich fuhr ganz vorsichtig so dicht wie möglich heran und stieg sogar aus, um einen besseren Überblick zu haben. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass zwischen Tunnelwand und Außenspiegel auf beiden Seiten höchstens 5 cm Platz waren! Die Durchfahrt war gut und gern 20 m lang, aber sie war immerhin gerade, so dass ich es wagte, dort hineinzufahren. Die Alternative hätte einen Umweg von fast 20 km bedeutet. Ich hätte die beiden Spiegel zwar einklappen können, dann würde ich allerdings im „Blindflug“ fahren müssen und hätte keine Sicht mehr auf den deutlich breiteren Aufbau des Wohnmobils. Man kann sich vorstellen, wie angespannt ich in diesen Minuten war; ich passierte dieses „Nadelöhr“ im Schneckentempo, aber doch ohne einen einzigen Kratzer!

Meine Freude hielt allerdings nicht lange an; kurz hinter der Unterführung lag der Stellplatz, der aber verschlossen war. Ich hielt an, öffnete das ziemlich verrostete Tor und fuhr auf den Platz. In der Mitte stand eine Gruppe von Italienern, die mich mit großen Augen anschaute. Sofort kam ein von ihnen angelaufen und machte mir mit Händen und Füßen klar, dass dieser Stellplatz schon seit einem Jahr nicht mehr existierte, und dass ich mich hier auf einem Privatgelände befand! So ein Mist aber auch! Ich entschuldigte mich, wendete und verließ den Platz sofort wieder. Glücklicherweise musste ich jetzt nicht erneut durch den engen Tunnel fahren, sondern konnte eine Einbahnstraße nehmen, die mich wieder auf die Landstraße zurück führte.

Bei der nächsten Gelegenheit hielt ich wieder an und suchte nach Alternativen. Erfreulicherweise fand ich schnell einen weiteren Platz, der Teil einer Ferienanlage sein sollte. Die letzte Bewertung durch einen Nutzer war erst ein paar Tage alt. Ich fuhr also weitere 15 km in Richtung Süden nach Paola. Dieses Mal hatte ich mehr Glück!

An der Einfahrt zum Villagio Bahja standen zwei junge Männer, deren Aufgabe es war, bei jedem Neuankömmling die Temperatur über einen Handscanner zu messen; das hatte ich bisher nur einmal erlebt, in der Arena von Verona nämlich. Sie zeigten mir den Weg zum eigentlichen Stellplatz, der sich als kleiner Campingplatz am Rand einer riesigen Ferienanlage entpuppte. Ich wurde sogleich an der Rezeption von einem älteren Herrn herzlich begrüßt. Er sprach zwar kein Wort Englisch, aber das machte überhaupt nichts. Ich solle einfach den kleinen Zettel ausfüllen, den er mir zuschob, und müsse sowieso statt 15 nur 10 Euro zahlen, da ich ja allein unterwegs sei! Und ob ich wirklich aus Köln käme? Nein, mein Name ist Kölln… 😉

Es folge eine kurze Einweisung, dann konnte ich den mir zugewiesenen Platz beziehen. Nachdem ich Strom angeschlossen hatte, machte ich einen kleinen Rundgang über den Platz. Hier gefiel es mir sehr gut; alles wirkte sehr grün und super gepflegt. Mein Platz befand sich erfreulicherweise unter Bäumen, so dass ich wieder viel Schatten abbekam; tagsüber hatte ich fast 35 Grad und auch jetzt war es noch sehr heiß.

Ich machte mir etwas zu essen und ging danach noch zum Strand, um mich dort etwas umzuschauen. Hier herrschte sogar noch reger Betrieb, und ich genoss die bald untergehende Sonne.

Es wurde jetzt zügig dunkel; ich erledigte noch einige „Büroarbeiten“, machte schnell den Abwasch und ging dann recht früh schlafen. Ich war sehr gespannt auf den morgigen Tag, denn dann sollte ich, wenn alles klappt, endlich Sizilien, mein eigentliches Reiseziel, erreichen…

4 thoughts on “Von der Ferse bis zum Spann”

  1. Hallo Wolfgang,
    deine anstrengende Fahrt, wie ich denke, wurde dann GottSeiDank noch mit einem schönen Platz belohnt. Gut das deine Hannelore keinen Kratzer abbekommen hat bei der engen Tunneldurchfahrt.
    LG Roland

  2. Gut, dass ich nicht am Steuer gesessen habe (und auch nicht auf dem Beifahrersitz). Ich wäre durchgedreht…
    Und dann noch die Enttäuschung mit diesem Platz.
    Das hätte bei uns eine Ehekrise ausgelöst („Hättest Du Dich nicht besser erkundigen können…Du musst ja nicht fahren…. 😀 )
    Du bist echt mutig. Zum Glück hast Du noch einen guten Platz gefunden.

    1. Lach… mit diesem Kommentar hast du mich jetzt zum Schmunzeln gebracht, liebe Anja! Jetzt weiß ich endlich, wie es bei den Gabis auf Reisen so zugeht… 😉 Wenn ich zukünftig wieder mit Leuten diskutiere, die sich partout nicht vorstellen können, allein zu reisen, habe ich durch dich jetzt wieder ein neues Argument: Ehekrisen gibt’s bei mir natürlich nicht, höchstens ’mal eine kleine Auseinandersetzung mit meinem Navi… 😉 Danke für den netten Kommentar!

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