Heute Vormittag wollte ich mir den Norden der Insel Langeland anschauen. Das Wetter war im Gegensatz zu gestern zwar wechselhaft, aber durchaus annehmbar und vor allem ohne Regen. Nach der vollständigen Ver-und Entsorgung an der Marina von Rudkøbing, meinen gestrigen Übernachtungsplatz, fuhr ich auf der zentralen Straße der Insel in Richtung Norden. Auf etwa halber Strecke zwischen der Stadt und dem äußersten Norden der Insel liegt das vor allem durch seine grellrote Farbe bekannte Tranekær Slot. Dort wollte ich auf jeden Fall einen Stopp einlegen. Das Schloss ist die meiste Zeit des Jahres leider nicht zu besichtigen, sein ungewöhnliches Äußeres sowie der weitläufige angeschlossene Schlosspark, der öffentlich zugänglich ist, lohnen aber durchaus einen Besuch.

Der Parkplatz kurz vor dem Schloss auf der anderen Straßenseite war komplett leer, als ich dort eintraf; seine Größe deutete allerdings darauf hin, das hier in der Hochsaison allerhand los sein dürfte! Ich stellte mein Wohnmobil ab und ging das kleine Stück zu Fuß bis zum Eingang des Schlossparks.

Das Schloss ist seit dem 13. Jahrhundert bekannt; es soll das älteste durchgängig bewohnte Haus Dänemarks sein. Vor ca. 70 Jahren wurde die Fassade renoviert und in Englisch-Rot gestrichen. Mich erinnerte diese Farbe ganz stark an die leckeren dänischen Røde Pølser, also die leuchtend rot eingefärbten Brühwürste aus Schweinefleisch… 😉

Die heutigen Besitzer, das Grafenpaar Mette und Christian Ahlefeldt-Laurvig, bewohnen mit ihren Kindern das Schloss, das deswegen nur zu wenigen festen Terminen im Juli und August besichtigt werden kann. Die zugehörigen Güter umfassen 1.733 ha Wald, Wiesen- und Ackerland. Hier werden sogar Jagden auf wilde und ausgesetzte Fasanen veranstaltet.

Im 83 ha großen Schlosspark befinden sich ein medizinischer Kräutergarten sowie die ständige Ausstellung TICKON (Tranekær Internationale Center for Kunst Og Natur), die meist monumentale Installationen von dänischen und internationalen Künstlern und Künstlerinnen beinhaltet.

Der ca. 2 km lange Rundweg führt rund um den großen Borgsø und durch den Toveløkke-Wald, wo man die wunderschöne Landschaft genießen kann und auf das eine oder andere lohnende Fotomotiv trifft…

Die Hälfte des Rundwegs hatte ich an dieser Stelle hinter mir; immer wieder gab es Gelegenheiten für einen Blick über den See und auf das entfernte Schloss…

Zurück auf der Straße, ging es an einem stehenden Gewässer entlang zurück zum Parkplatz.

Dort lohnt auch ein kurzer Stopp bei einem der Kunstwerke der Dauerausstellung TICKON (siehe weiter oben). Die Galakse (deutsch Galaxie) ist eine 12 x 15 m große Skulpturengruppe des Künstlers Jan Axel Starup. Sie wurde 1985 von der dänischen Königin eingeweiht und besteht aus 27 unterschiedlich großen Felsblöcken. Der größte wiegt 10 t und wurde in Tranekær gefunden.

Nun fuhr ich weiter nach Lohals, einer winzigen Hafenstadt mit nur ca. 460 Einwohnern, an der Westküste nahe der Nordspitze Langelands gelegen. Ein netter Ort, der aber kaum Abwechslung für mehr als ein paar Minuten bot; ich fuhr weiter bis zur Nordspitze und einem Picknickplatz, wo ich eigentlich eine Mittagspause einlegen wollte. Da sich der Himmel hier aber nun recht „dramatisch“ bezog, und es nicht nur kalt, sondern auch sehr windig wurde, entschloss ich mich, doch nicht zu bleiben, sondern die Insel nun endgültig zu verlassen!

Mein nächstes Ziel war Svendborg, eine Hafenstadt im Süden von Fünen, die ich vorgestern auf der Fahrt nach Langeland bereits durchfahren hatte. Im Bereich des Hafens gab es mehrere Gelegenheiten, kostenlos zu parken, und so brach ich schon kurze Zeit später zu einem Spaziergang durch die Innenstadt auf.

Die romanische Nicolaikirche stammt aus dem Jahre 1220

Man merkt sofort, dass man es hier mit einer etwas größeren Stadt zu tun hat, anders als bei allen anderen bisher besuchten! Svendborg ist mit ca. 27.000 Einwohnern nach Odense die zweitgrößte Stadt auf Fünen. Sie ist ebenfalls Sitz der gleichnamigen Kommune.

Wie immer, wenn ich neue Städte kennenlerne, versuche ich natürlich, irgendwo einen Foto-Magneten zu mitzunehmen; in diesem Fall musste ich allerdings, nachdem ich in vier Geschäften und auch in der Touristeninformation gefragt hatte, unverrichteter Dinge wieder abreisen!

Für morgen hatte ich etwas ganz Besonderes vor: Ich wollte Schloss Egeskov besuchen, eine Wasserburg bei Kværndrup. Dort lockt nicht nur das Schloss, sondern eine riesige Gartenanlage und mehrere, sehr interessante Museen. Auf dem dazu gehörenden Parkplatz sollte man sogar kostenfrei übernachten dürfen; nachdem ich heute Morgen bzgl. der Ver- und Entsorgung bereits das „volle Programm“ absolviert hatte, sprach nichts dagegen, schon heute hinzufahren.

Als ich eintraf, wunderte ich mich zunächst ’mal darüber, wie groß der Parkplatz tatsächlich war; das hätte ich so nicht erwartet! Sage und schreibe 1.400 Gratis-Parkplätze warteten hier auf Autos, Busse, Wohnmobile und Motorräder; trifft man hier ein, wenn fast alles voll ist, bräuchte man erst ’mal 15 Minuten, um zu Fuß überhaupt den Eingang zu erreichen!

Nun, das Problem hatte ich nicht! Das Platz war, bis auf zwei Wohnmobile und einen Bus, komplett leer, was allerdings wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen war, dass die Anlage demnächst schließen würde. Ich suchte mir einen Platz aus und ging danach vorsorglich ’mal zum Haupteingang, um mich für morgen zu informieren! Das war eine gute Entscheidung, denn dort entdeckte ich gleich mehrere, kaum zu übersehende Hinweisschilder, die darauf aufmerksam machten, dass man hier einen aktuellen Covid-19-Antigen-Schnelltest vorweisen musste, um eingelassen zu werden!

Mist! Auf der Website der Anlage war davon nichts zu lesen, was mich sehr wunderte. Ich rief die Seiten noch einmal auf, um mich zu vergewissern. Als ich aber von deutsch auf englische und später auch auf dänische Sprache wechselte, musste ich zu meinem Ärger feststellen, dass dieser Hinweis dort tatsächlich vorhanden war!

Nun betrat ich kurzerhand die Anlage, ging zum Kassenschalter und machte auf das Versäumnis bei der Übersetzung aufmerksam! Eine nette Dame entschuldigte sich dafür, machte mir aber gleichzeitig klar, dass es beim Einlass keine Ausnahme geben durfte (was ich natürlich verstand). Sie gab mir eine Anschrift einer Teststation in Kværndrup, die sich später bei meiner Recherche im Wohnmobil aber als falsch entpuppte!

Die Wettervorhersage für morgen sah leider alles andere als gut aus. Zusammen mit dem Schnelltest, den ich irgendwo noch „organisieren“ musste und der, weil ich kein dänische Staatsbürger bin, möglicherweise sogar noch größere Kosten verursachen könnte, war ich kurz davor, meinen Besuch morgen tatsächlich auf eine spätere Reise zu verschieben. Letztlich verschob ich tatsächlich, aber nicht den Besuch, sondern die Entscheidung darüber, und zwar auf morgen früh… 😉

2 thoughts on “Von Schloss zu Schloss”

  1. Hallo Wolfgang,
    der Besuch von diesem roten Schloss lohnte sich auf jeden Fall. Mit seiner Farbe ist es inmitten des saftigen Grün der Landschaft und unter dem Himmelszelt ein prima Fotomotiv. Besonders der Blick über den See auf das Tranekær Slot ist ein schönes Bild. Der Bummel durch Svendborg hat sich auch gelohnt wie ich aus den Fotos entnehmen kann. Schade das der Abschluss des Tages nicht ganz so prikelnd war.
    VG Roland

    1. Danke, Roland! Ja, manchmal gibt’s natürlich auch kleine Enttäuschungen auf meinen Reisen, wenn’s denn ’mal nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hatte! Dass es letztlich aber doch noch gut ausging, kannst du im nächsten Tagesbericht lesen… 😉

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