Die Nacht war absolut ruhig und erholsam, ich fühlte mich heute morgen super ausgeschlafen und stand schon gegen 6:30 Uhr auf. Nach einem einfachen Frühstück ging es zunächst zurück auf die A1 und danach bis kurz vor Bremen.

Hier bog ich von der Autobahn ab und besorgte mir etwas später im Baumarkt Hornbach Weserpark eine neue Gasflasche. Die erste von beiden war zwar noch längst nicht leer, aber ich wollte einfach sicher gehen; es war ja immer noch ziemlich kalt um diese Jahreszeit und die WoMo-Heizung lief praktisch durchgehend. Mein erster Gasflaschenwechsel verlief ohne Probleme und nach kurzer Zeit konnte ich meine Reise fortsetzen.

Nun fuhr ich, von ein paar kurzen Pausen abgesehen, direkt nach Amsterdam durch. Ich hatte Glück und kam in keinen einzigen Stau hinein, lediglich kurz vor und in Amsterdam lief es zeitweilig ein bisschen zähflüssig. Das Wetter konnte kaum besser sein, ich hatte fast durchgehend Sonnenschein.

Direkt in Amsterdam gibt es einen großen Stellplatz, der wohl von den meisten WoMo-Fahrern genutzt wird: Amsterdam City Camp. Er liegt unmittelbar neben der NDSM-Werft am Nordufer des IJ, einem früheren Meeresarm, der die Amsterdamer Innenstadt von Amsterdam Nord trennt. Er kostet jetzt in der Nebensaison 15 Euro pro Nacht, zuzüglich 1,50 Euro Kurtaxe pro Person, und bietet Platz für ca. 100 Wohnmobile, kostenloses WLAN, Strom (gegen Aufpreis), Wasser und Entsorgung. Es gibt allerdings weder Toiletten noch Duschen, aber beides hab’ ich ja selbst dabei! Das vermutlich schönste an diesem Platz ist aber wohl seine „strategisch“ günstige Lage: Man läuft von dort aus nur ein paar Minuten bis zu einer Fähre, die in kurzen Abständen und kostenlos über das IJ übersetzt und direkt am Hauptbahnhof anlegt; von dort aus kann man die Stadt in alle Richtungen Fuß erkunden oder z.B. eine Bootstour unternehmen.

Mein Navi hatte mich problemlos zum Zielort „gelotst“. Als ich gegen 14:00 Uhr ankam, setzte für einen kurzen Moment erst einmal etwas Ernüchterung ein: die Anlage kam mir vor wie ein Hochsicherheitstrakt! Das gesamte Areal war von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben und sowohl das Einfahrtstor als auch die etwas kleinere Tür für Fußgänger hatten irgendetwas Bedrohliches an sich, wohl auch wegen der Videokameras, die überall angebracht waren. Es gibt kein Personal, man zahlt am Automaten in einem kleinen Häuschen vor dem Zaun und erhält eine Art Keycard, mit deren Hilfe man die Tore öffnen kann.

Dieses Gefühl ließ allerdings sehr schnell nach, denn man stellt natürlich sofort fest, dass dies alles auch wirklich Sinn macht! Schließlich möchte man, wenn man in der Stadt ist und das Wohnmobil für viele Stunden alleine lassen muss, ein gutes Gefühl haben und sich nicht ständig Sorgen um das Fahrzeug machen müssen. Außerdem entdeckte ich jetzt zu meiner Beschwichtigung sogar noch ein winziges Schildchen am Zaun: „Welkom in Amsterdam!“; Na also, ist doch alles ok… 😉

Der Platz selbst ist einfach geschottert und ansonsten völlig schmucklos; durch Markierungen am Zaun erkennt man, wo die einzelnen Parzellen verlaufen. Der Blick auf die Umgebung ist ganz ok, durch den Zaun aber natürlich etwas eingeschränkt. Aber wie schon gesagt, ich bin ja nicht auf einem Campingplatz und will mich hier nur zum Schlafen aufhalten; mein Ziel ist ja die Stadt!

Nachdem ich eingecheckt hatte, machte ich mir schnell einen Kaffee, aß ein kleines Stückchen Kuchen dazu und machte mich danach für einen ersten Spaziergang in der Stadt fertig; das Wetter war weiterhin perfekt, und wer weiß, wie es morgen sein würde! Ich lief also zum Fähranleger und musste nur ein paar Minuten warten, bis eine Fähre kam. Die Überfahrt dauerte etwa 15 Minuten und war sehr spannend. Von dieser „Seite“ hatte ich die Stadt damals natürlich nicht kennengelernt!

Auf der anderen Seite angekommen, schlenderte ich zuerst ’mal auf den Platz vor dem Hauptbahnhof, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen und alles auf mich wirken zu lassen. Allein dieses aus rotem Backstein bestehende Gebäude ist schon ’mal absolut imposant, schön anzuschauen und ein super Fotomotiv (wenn man‘s denn ganz auf‘s Bild bekommt…;-); es steht auf drei künstlich angelegten Inseln und wegen des sandigen, feuchten Untergrunds auf etwa 9.000 Holzpfählen.

Ein zweites Gebäude, direkt gegenüber, fiel mir auch sofort auf: die wuchtige Basilika St. Nikolaus, eine 1887 fertiggestellte, römisch-katholische Kirche im Neo-Barock- und Neo-Renaissance-Stil.

Und sonst noch? Na klar, Fahrräder! Jede Menge Fahrräder! Hunderte, Tausende, ach was sag’ ich, Abertausende von Fahrrädern! Jedenfalls gefühlte Millionen! Oft alt wirkende „Klappergestelle“ mit extrem weit nach hinten gezogenen Lenkern, sodass die Leute kerzengerade über dem Sattel sitzen. Und die rasen dort mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch die Gegend, dass einem Angst und Bange wird! Es gibt in der ganzen Stadt breite Fahrradwege, so wie hier bei uns Straßen, mit mehreren Fahrspuren, eigenen Ampeln und einer Gesamtlänge von über 500 Kilometern. Überquert man leichtfertig einen solchen Fahrweg, begibt man sich unweigerlich in Lebensgefahr; zu Fuß über das Kamener Kreuz zu laufen, scheint mir dagegen ein gemütlicher Abendspaziergang zu sein…

Fahrräder sind das Verkehrsmittel Nummer Eins in der niederländischen Metropole; es sollen angeblich knapp 900.000 Bikes in der Stadt herumfahren, 10.000 davon werden jährlich geklaut! Allein in Bahnhofsnähe gibt‘s 10.000 Abstellmöglichkeiten für Räder. 2001 wurde dort das erste Fahrradparkhaus der Welt gebaut; es bietet Platz für 2.500 Fahrräder!

Für diesen ersten Tag, den ich eigentlich noch für die Anreise eingerechnet hatte, habe ich mir keinen konkreten Plan für die Stadterkundung zurecht gelegt, also ließ ich mich treiben und schlenderte Richtung Südwesten in die Altstadt. Schon nach kurzer Zeit sah ich endlich die für Amsterdam so typischen Grachten mit den hübschen Grachtenhäusern links und rechts am Ufer; hier gab‘s alles zu sehen, von uralten Gebäuden mit windschiefen Fassaden bis hin zu prachtvollen Villen mit reich verzierten Giebeln und Schörkeln…

Auf Schritt und Tritt trifft man auf Käseläden, die allerdings überwiegend auf Touristen eingestellt sind. Einer davon schaffte es doch tatsächlich, mich hineinzulocken und einiges von dem, was da an Probierstückchen angeboten wurde, zu kosten. Ich war ganz begeistert und erstand, ganz gegen meine Gewohnheiten, gleich am ersten Tag ein Mitbringsel (Old Amsterdam) für rund 15 Euro! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich so etwas irgendwo weiter außerhalb der Stadt wahrscheinlich für die Hälfte bekommen hätte… 😉

Nachdem ich etwa zwei Stunden umhergewandert bin, gönnte ich mir ein großes Glas Bier im Straßencafé Majestic, am Dam (das ist der zentrale Hauptplatz der Stadt) gelegen; dort war jede Menge Publikum; die meist jungen Leute hatten wohl gerade Feierabend und genossen, so wie ich, die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

Gegen kurz nach 18:00 Uhr machte ich mich schließlich wieder auf den Weg zum Bahnhof und fuhr mit der nächsten Fähre zurück zum Nordufer des IJ; während der Fahrt entdeckte ich eine weitere Sehenswürdigkeit Amsterdams gleich gegenüber vom Bahnhof, das EYE Filminstituut Nederland, ein langgestrecktes, futuristisch anmutendes Gebäude, das das Nationale Filmmuseum der Niederlande beherbergt.

Jetzt sitze ich wieder im Wohnmobil, habe vorhin zu Abend gegessen und mache mir gerade Notizen für diesem Bericht. Auf dem Stellplatz stehen außer mir noch ca. 15 andere Wohnmobile, aber es ist keine Menschenseele zu sehen! Eigentlich wollte ich nachher noch einmal in die Stadt gehen, denn dann ist ja erst richtig ‘was los! Aber nun merke ich, dass mir das frühe Aufstehen, die lange Anfahrt und der lange Spaziergang in der Stadt doch ziemlich in den Knochen stecken und ich so langsam hundemüde werde; schließlich ist ja morgen auch noch ein Tag… 😉

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