Gestern Morgen habe ich Lucca in der Toskana verlassen und das auf dieser Reise vorletzte Ziel in Italien angesteuert, nämlich Mailand in der Region Lombardei. Meine Route führte mich bei allerbestem Wetter durch eine recht schöne Landschaft, allerdings auch durch (gefühlte) 1.000 Tunnel! Da ich ausnahmsweise erst relativ spät aufgebrochen war und die 300 km wegen des starken Verkehrs auf der Autobahn (Maut 31,40 EUR) und wegen einiger Pausen fast fünf Stunden in Anspruch nahmen, hatte ich mich entschlossen, die Stadt doch erst heute am Vormittag zu besuchen! Übernachtet habe ich auf dem Parkplatz New Park Camper, der mit 30 Euro zwar extrem teuer war, dafür aber rein nichts bot 😉 Wegen seiner relativ nahen Lage zum Stadtzentrum habe ich das aber notgedrungen in Kauf genommen. Am Abend hatte ich übrigens zum allerersten Mal auf dieser Reise (und vermutlich auch zum letzten Mal) den Fernseher „angeworfen“; im ARD lief Three Billboards outside Ebbing mit Frances McDormand und Woody Harrelson. Ein wunderbarer Hollywood-Streifen, den ich jedem wärmstens empfehlen kann!

Wie so oft, saß ich auch heute Morgen bereits gegen 8 Uhr auf dem Rad und fuhr auf einer vorgeplanten Strecke vom Parkplatz in die Innenstadt Mailands.

Da ich heute noch weiterfahren wollte, blieb für für diesen Besuch leider nicht viel Zeit. Eigentlich müsste man zwei oder drei Tage in der Stadt verbringen, aber die konnte ich dieses Mal nun ’mal nicht aufbringen. Ich wollte unbedingt am kommenden Wochenende wieder zuhause sein. Heute ist Dienstag, und da ich auch noch meine Schwester in Lugano besuchen wollte, drängt die Zeit ein wenig. Ich denke aber, dass ich auch in Zukunft wohl noch ein paar Gelegenheiten haben werde, Mailand besser kennenzulernen; Norditalien steht ja nahezu in jedem Jahr auf meiner Speise… ähm… Reisekarte! 😉

Auf dem Weg in die Stadt und zurück passierte ich einige sehenswerte Gebäude und Anlagen, von denen ich hier leider nur einige wenige zeigen kann. Der 386.000 qm große Parco Sempione (deutsch Simplonpark) ist eine städtische Grünanlage nordwestlich des Stadtkerns. Er entstand auf einem ehemaligen Exerzierplatz und wurde 1893 eröffnet. 

Im Südosten grenzt das Castello Sforzesco an, ein imposantes Schloss, während sich der Arco della Pace (deutsch Friedensbogen) am südöstlichen Rand befindet, an der Piazza Sempione (nächstes und übernächstes Foto).

Die Altstadt war danach schnell erreicht. Hier herrschte überall geschäftiges Treiben, typisch für die frühen Morgenstunden in einer Großstadt.

Mein eigentliches Ziel für diesen Kurzbesuch war natürlich der weltbekannte Mailänder Dom. Den wollte ich mir auf jeden Fall etwas genauer anschauen, möglichst auch von innen. Zunächst schaute ich mich aber auf dem Vorplatz um und genoss das Treiben der um diese Zeit noch spärlichen Besucher…

Unter dem Herzog der Familie Visconti begann 1386 der Bau des Doms. Die gotische Kathedrale wurde zwar im Jahr 1572 eingeweiht, aber erst 1965 endgültig fertiggestellt. Sie gilt heute als flächenmäßig drittgrößte Kirche der Welt und als ein herausragendes Beispiel der italienischen Architektur des späten Mittelalters.

Ich stellte mein Rad ab, löste ein Ticket für den Besuch der Kirche (3,00 EUR) und stellte dann mich an, um das übliche Prozedere über mich ergehen zu lassen (Taschenkontrolle, Fieber messen usw.); das war aber schnell erledigt. Das Innere dieser gewaltigen Kirche hat mich sehr beeindruckt und es kamen schnell Erinnerungen an längst vergangene Zeiten hoch…

Ich war nämlich schon einmal hier, und zwar vor weit über 50 Jahren! Als ich etwa 14 oder 15 Jahre alt war, gehörten mein Bruder und ich zu den Uetersener Chorknaben, einem kirchlichen Knabenchor, der es sogar zu einer kleinen Tournee durch Norditalien gebracht hatte! In diesem Rahmen besuchten wir damals auch den Dom in Mailand, und unsere Chorleiterin konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Akustik hier ’mal zu testen! Also boten wir in einer Nische des Kirchenschiffs eine kleine Probe unseres Könnens. Wen wundert’s, dass dies sofort viele Besucher um uns herum anlockte! Ich kann mich wirklich an kaum etwas sehr Konkretes aus dieser Zeit erinnern, aber ich weiß noch haargenau, dass ich damals eine Gänsehaut bekam! Und glaubt es oder nicht: Heute erging es mir ganz genauso, als ich wieder in exakt dieser „Ecke“ stand und meinen Erinnerungen nachhing… 😉

Direkt an der Piazza del Duomo liegt eine ganz andere Art von „Sehenswürdigkeit“. Die Galleria Vittorio Emanuele II ist eine nach Viktor Emanuel II. benannte Einkaufsgalerie aus dem 19. Jahrhundert. Die Eröffnung durch den König fand am 15. September 1867 statt. Hier lohnte ebenfalls ein kurzer Besuch.

Mich hatte vor ein paar Tagen ja schon die Galleria Umberto I in Neapel schwer beeindruckt, aber diese hier war womöglich noch eine Spur eleganter! Grundsätzlich ähnelten sich diese beiden Einkaufszentren aber wie ein Ei dem anderen!

Die Passage besteht aus zwei sich kreuzenden Armen, die von einem tonnenförmigen Glasdach überspannt werden. Am Schnittpunkt befindet sich ein achteckiger Platz; die Glaskuppel darüber erreicht eine Höhe von 47 m (also 4 m höher als die Kuppel des Pantheon im Rom… ;-)). Auf großen Mosaiken im Fußboden sind die Wappen der vier italienischen Städte Rom, FlorenzTurin und Mailand nachgebildet.

Von der ebenfalls weltberühmten Mailänder Skala (italienisch Teatro alla Scala) habe ich nur die eher unscheinbare Außenfassade fotografieren können. Für einen Besuch reichte die Zeit leider nicht mehr, abgesehen davon, dass ich sowieso nicht wusste, ob dies zu dieser Zeit überhaupt möglich gewesen wäre. Wohl oder übel musste ich mich nun auf den Rückweg begeben. Die Skala ist eines der bekanntesten und bedeutendsten Opernhäuser der Welt; es liegt an der Piazza della Scala, nach der es auch benannt wurde.

Von diesem Gebäude konnte ich leider nur die Spitze fotografieren; für einen kurzen Moment dachte ich, ich sei plötzlich in Dubai… 😉

Aber auch andere recht ungewöhnliche Gebäude fand ich auf dem Rückweg!

Hier hätte ich wohl eher auf ein Schloss oder vielleicht eine Kirchen- oder Klosteranlage getippt. Ich musste erst ’mal „googeln“, um herauszufinden, was ich hier sah: Es ist einfach „nur“ das Eingangsgebäude zum Zentralfriedhof!

Nach meiner Ankunft am Wohnmobil gegen 11 Uhr bereitete ich meine Abfahrt vor, checkte aus und fuhr dann (mautfrei) zu meiner definitiv letzten Station in Italien, direkt an der Grenze zur Schweiz gelegen: Como, am wunderschönen Lago di Como gelegen, wollte ich schon immer ’mal besuchen. Auch hier war ich vor vielen Jahren schon einmal, nämlich auf der bereits vorhin erwähnten Norditalienreise mit dem Knabenchor.

Der Area Sosta Como, ein gut ausgestatteter Stellplatz, liegt etwas außerhalb der Stadt in einem Vorort und kostete nur 12,00 EUR für 24 Stunden. Bei meiner Ankunft befanden sich lediglich zwei Wohnmobile vor Ort. Von meiner Parzelle aus hatte ich einen tollen Blick auf den Ort und die gegenüberliegenden Berge.

Nun folgten eine Mittagspause und ein kurzes Verdauungsschläfchen. Nach einer Tasse Cappuccino startete ich zu meiner zweiten Radtour heute, nach Como natürlich, und immer schön am See entlang…

Die Villa Olmo wurde 1782 bis 1797 im klassizistischen Stil erbaut. Namensgeber war eine hundertjährige Ulme (ital. Olmo), die früher dort stand. Die Villa beherbergte zahlreiche berühmte Persönlichkeiten, darunter Napoleon und Metternich. Die davor befindliche Parkanlage ist sehr hübsch; sie grenzt direkt an den See.

Von hier aus konnte ich immer wieder schöne Ausblicke auf die Stadt genießen.

Das Kriegerdenkmal Monumente ai Caduti, ebenfalls direkt am Wasser gelegen, wirkt wie alle Bauten dieser Art sehr monumental und auch irgendwie bedrohlich; vielleicht ist ja gerade dieser Eindruck beabsichtigt! In Ancona hatte ich ja bereits ein ähnliches Denkmal angetroffen.

Einer der zentralen Plätze der Stadt, die Piazza Cavour, wirkte auf mich eher „verschlafen“ und vielleicht etwas „altbacken“; so hat’s hier in den 60er Jahren bestimmt auch schon ausgesehen…

Deutlich interessanter und lebhafter ging es auf der Piazza del Duomo zu, nicht zuletzt wohl auch wegen der vielen Restaurants.

Der Dom zu Como (italienisch Cattedrale di Santa Maria Assunta, auch Duomo di Como) ist die Kathedrale des Bistums Como. Die Bauarbeiten begannen im Jahre 1396, etwa zehn Jahre nach der Grundsteinlegung des Mailänder Doms. Dominierender Baustil ist der ursprüngliche Stil der Spätgotik bzw. der Frührenaissance.

Später suchte ich mir ein nettes Lokal, wovon es am Ostufer des Sees eine riesige Auswahl gab, bestellte mir zunächst ’mal einen Campari Spritz und studierte dann die Speisekarte.

Heute war mir nach Linguine al Borgo, dazu gab’s wie üblich ein großes Bier. Es geht doch nichts über italienische Nudeln… 😉

Ich saß noch recht lange im Lokal und machte mich dann auf den Rückweg. Am Abend bildeten sich ein paar dicke Wolken; es gab sogar ein paar Regentropfen, die ich aber eher erfrischend als störend empfand. Es war immer noch sehr schwül.

Ich kann’s noch gar nicht so recht begreifen, aber morgen früh werde ich Italien tatsächlich verlassen! Eine wirklich eigenartige Vorstellung…

2 thoughts on “Vom Mailänder Dom zum Comer See”

  1. Hallo Wolfgang,
    „Three Billboards“ ist wirklich ein guter Streifen. Ich hatte ihn schon vor längerer Zeit gesehen und war kurz davor ihn in der ARD nochmal anzusehen. Aber die Erinnerung ist mir noch zu frisch und so habe ich es gelassen. Mailand zu besuchen, daran habe ich schon oft gedacht, aber meistens ging die Reise immer an der Stadt vorbei. Der kleine Wolfgang im Knabenchor, eine nette Story mit deinem Gänsehautbesuch. Die Galleria Vittorio Emanuele II würde ich auf dem Zettel haben, aber ich kann mir denken das die Läden wohl hochpreisig sein müssen. Die grünbewachsenen Hochhäuser sind mir auch schon das ein oder andere Mal über den „Weg“ gelaufen. Mit der zweiten Station am Comer See hattest du mal wieder einen ausgefüllten Tag … ich staune nur !
    VG Roland

    1. Ja, war tatsächlich ein spannender und ausgefüllter Tag! Aber Mailand ist definitiv zu kurz gekommen, ich muss auf jeden Fall noch ’mal hin! Auf dem Dach des Doms herumzulaufen, ist ja irgendwie auch schon „Pflicht“… 😉 Danke für den Kommentar!

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